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Wildtierstation mit Gnadenhof
Hamburg - Bergedorf

Igel als Einzelgänger in Gruppenhaltung? Wir räumen mit der veralteten Vorstellung auf ...

Immer wieder werden wir darauf angesprochen, dass wir den sog. Einzelgänger Igel in Gruppenhaltung zeigen. Wir erklären euch daher einmal warum!

Zuerst ist zu sagen, dass der Igel zwar in der Natur seiner eigenen Wege geht, dennoch extrem sozial ggü. seinen Artgenossen agiert. Oftmals finden sich nach kurzer Zeit der Fütterung eines Igels in einem Garten mehrere Tiere an dieser Futterquelle ein. Zwar gibt es dort klare Rangordnungen, wer zuerst fressen darf, dies wird mit Schnaufen und gegenseitigem Wegboxen durchgesetzt, aber jeder bekommt seinen Teil und es kommt sehr selten (meist nur durch Männchen während der Paarungszeit beim Buhlen um ein Weibchen) zu ernsthaften Verletzungen.

In Gefangenschaft wird es Igeln schnell *langweilig*, sie benötigen die Interaktion mit ihrer Umwelt. Der Standard in Igelstationen ist, dass sie in engen Boxen sitzen, in denen kaum Bewegung möglich ist, was beabsichtigt ist um sie schnell zum Zunehmen zu bewegen. Doch das halten wir für noch weniger artgerecht als die Gruppenhaltung! Der Igel legt pro Nacht zwischen 3-5 km in seinem Revier zurück. Die Tiere verspüren einen unglaublichen Bewegungsdrang. Wird dieser Unterdrückt, kommt es häufig zum sog. Renner Syndrom. Die Igel rennen hierbei stereotypisch in ihrer Box auf und ab, bis ihre Zehen und Fußballen blutig-wund sind, sich entzünden und oft lange nicht verheilen. Dies ist für das Tier äußerst schmerzhaft und kann Folgen wie das Absterben von Zehen etc. zur Folge haben.

Eine Interaktion mit Artgenossen, ein Laufrad (wichtig hierbei es muss groß genug sein, der Igel darf seinen Rücken nicht in U Form, sprich entgegengesetzt durchdrücken. Das führt wiederum zum Pop Up Syndrom, bei dem der Ringmuskel verrutscht und das Tier sich nicht mehr einrollen kann.) und genügend Beschäftigung durch neue Gerüche und Geschmäcker sind zur Vorbeugung daher unerlässlich.

Wichtig zu beachten, bei einer sog. kleinen Gruppenhaltung ist, nicht jeder Igel kann mit jedem! Besonders bei Adulten Tieren ist Vorsicht geboten und eine Zusammenführung nur unter Aufsicht in einem Gehege mit Ausweichmöglichkeiten zu empfehlen. Jungtiere unter einem Jahr sind kein Problem zusammen zu führen. Babieigel müssen sogar mit mehreren gehalten werden, besonders wenn keine Igelmutter vorhanden ist.

Einzelaufzucht von Igelsäuglingen führt automatisch zur Fehlprägung auf den Menschen und solche Tiere haben in Freiheit unter 10% Überlebenschance.

Auch konnten wir gute Interaktionen zwischen Handaufzuchten und Adulten Stationsbewohnern feststellen. Die kleineren gucken sich z.B. das Insektenjagen von den Großen ab.

Somit konnten wir nur positive Erfahrungen bei dieser Haltungsform feststellen. Diese überwiegen die Landläufige und völlig veraltete Vorstellung aus Zeiten von Heinz Sielmann, vom Igel als konsequenten Einzelgänger.

Die Tiere zeigen deutlich was sie wollen. Bei uns in großen 12-25 qm Gehegen bekommt jedes Tier ein Haus als Unterschlupf. Bei 4 Igeln und 4 Häusern findet man alle Tiere meist zusammen in einem Haus!

Wichtig ist natürlich aber ein strikter Quarantäneablauf vor Zusammenführung, da eine *Gruppenhaltung* auch immer Risiken birgt. Vorerst ist das Tier auch bei uns immer erst in einer Einzelbox einquartiert, wo über 3 Tage Kot gesammelt und untersucht und Abstriche genommen werden.

Offensichtlich kranke Tiere kommen natürlich erst nach Behandlung zu anderen. Die Gruppenhaltung gilt nur für die Zeit der Vorbereitung auf die Auswilderung. Auch ist Hygiene das A und O.

Alles in allem haben wir bei LOOKI eV einen klaren Ablauf wie folgt:

1. Tier kommt rein (Finder gibt Daten auf)
2. Tier kommt in die Erstaufnahmebox
3. Tier wird vom TA untersucht
4. Tier kommt für die Zeit der Behandlung in die Krankenstation in eine gut zu desinfizierende Plastikbox
5. Nach Behandlung kommt Tier in eine Quarantänebox zur Beobachtung ob Behandlung erfolgreich
6. Tier kommt in Auswilderungsgehege (Gruppe)
7. Igel wird in Freiheit entlassen

Wir hoffen, dies bringt ein bisschen Klarheit in unsere Arbeitsweise.

Euer LOOKI Team

 

Das sind wir

LOOKI e.V. Verein zur Tierrettung
Igel- und Wildtierstation Hamburg-Bergedorf

Pollhof / Eschenhofbrücke 3 * 21029 Hamburg
Tel:  0163-6251255     
E-Mail: looki.tierrettunggmail.com
Web:www.wildtierstation-bergedorf.de und www.looki.info

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